Salzburger Nachrichten Plus Chronik von Susanna Berger vom 9.12.17

Mayr Melnhof und die Gatterjagd: „Plötzlich Buhmann der Nation“

Sie ist eine der umstrittensten Traditionen. Max Mayr Melnhof, Herr über die Gatterjagd in Anthering, erklärt, warum er sie für nötig hält.

Artikel von Susanna Berger

Selbstverständlich wurde auch dieser Artikel und die Arbeit der Journalistin von Martin Balluch kommentiert.

Martin Balluch @tierrechtsdemokratie – Facebook Beitrag

Ein ungeheuerlich dümmlicher Artikel von Susanna Berger in den Salzburger Nachrichten über Max Mayr-Melnhof nach der letzten Gatterjagd. Kein Wort von seinen Gewalttaten, dafür wird er als so fürsorglich dargestellt, dass allen, die sein wahres Gesicht kennen, das kalte Grausen kommt.

Hier ein Leserbrief von Martin Balluch an die Autorin des Artikels:

susanna.berger@sn.at

Sehr geehrte Frau Berger,

haben Sie eigentlich den Eindruck, Ihr „Interview“ mit Max Mayr-Melnhof in den Salzburger Nachrichten, das eher wie eine Werbeeinschaltung wirkt, enthielt kritische Fragen? Oder sind Sie sich dessen bewusst, dass es hier um eine Public Relations Aktion zur Vertuschung der Gewalttaten von Mayr-Melnhof gegangen ist, zu deren willigen Handlangerin Sie sich machen ließen? Ich weiss nicht genau, was Sie bewegen könnte, einen Gewalttäter zu schützen, aber selbst wenn Sie der Meinung wären, diese Vorwürfe gegen ihn und sein Jagdgatter seien falsch, müssten Sie doch kritisch nachfragen, oder vielleicht nicht?

Gesetzt Sie haben noch ein Fünkchen journalistischen Anstands übrig, mit einem minimalen Anspruch auf Objektivität, dann würde ich Ihnen vorschlagen, nun mit mir durch die Antheringer Au zu wandern, und ich zeige Ihnen die Problematiken dieses Jagdgatters auf. Ich zeige Ihnen die zugeschissenen Wasserläufe, die Haufen an leeren Schrothülsen nach den Schüssen auf Zuchtenten (übrigens: haben Sie gefragt, warum Mayr-Melnhof so gerne auf zahme Zuchtenten ballert?), die völlig zerstörten Jungwälder usw. Haben Sie die Fachgutachten der Landesregierung gelesen, die eindeutig fordern, das Gatter muss aufgelassen und das Aussetzen von Zuchtenten muss beendet werden? Ich zeige Ihnen auch gerne die Filme von der Gatterjagd, die blutüberströmt davon laufenden angeschossenen Wildschweine, die Damhirschkälber, die verzweifelt gegen den Zaun laufen, oder die Wildschweinfamilie mit kleinen Kindern, die sich angesichts des Lärms der Treiberkolonnen zusammendrängt und bei den Schüssen zusammenzuckt. Hier wird in einem geschlossenen Gatter gejagt, hier kann man nicht fliehen. Das wissen diese Wildschweine augenscheinlich ganz genau, glauben Sie nicht? Sie hätten ja Herrn Mayr-Melnhof fragen können!

Ein Jagdleiter von Mayr-Melnhof hat öffentlich erklärt, dass bei jeder Treibjagd in diesem Gatter wörtlich „8-9“ Jagdhunde getötet oder zumindest so schwer verletzt werden, dass sie tierärztlicher Hilfe bedürfen. Dafür werden sogar sämtliche TierärztInnen der Umgebung in Alarmbereitschaft versetzt! Die genannte Zahl ist aufgrund der Interessenslage sicher sehr untertrieben, die Dunkelziffer vermutlich doppelt so hoch. Haben Sie Mayr-Melnhof gefragt, wie er sich das ganze Jahr auf diese Gesellschaftsjagden freuen kann, wenn er gleichzeitig ganz genau weiß, dass zahlreiche Hunde jedes Mal schwer verletzt werden? Einem normalen Tierhalter wird in einem solchen Fall die Befugnis zur Tierhaltung entzogen. Aber dass man es bei Mayr-Melnhofs mit dem Tierschutzgesetz nicht so genau nimmt, zeigt ein Beitrag in ORF-Salzburg. Zwar handelte es sich dabei auch um die übliche Beweihräucherung des Herrn Gatterjägermeisters, aber man sah einen Hund mit geschnittenem Schwanz. Das Tierschutzgesetz verbietet das als Tierquälerei, und zwar nicht nur, den Schwanz in Österreich kupieren zu lassen, sondern auch, dafür ins Ausland zu fahren. Wer also einen Hund mit kupiertem Schwanz hält, der muss Tierquälerei begangen haben. Wäre das nicht eine Frage in Ihrem Interview wert gewesen?

Und natürlich haben Sie die Vorgänge bei der Gatterjagd am 20. November 2017 vollkommen außer Acht gelassen. Ihr ganzer Artikel zielte ja darauf ab, davon abzulenken und das zu vertuschen. Wären Sie an objektivem Journalismus interessiert, hätten Sie sich ja zu den beiden Orten führen lassen können, an denen Mayr-Melnhof im Abstand von 2 3/4 Stunden jeweils einzelne Tierschützer überfallen und beraubt hat, wie diese glaubwürdig angeben. Mayr-Melnhof scheint nicht einmal zu bestreiten, dass er die beiden zu Boden gerungen hat bzw. ringen ließ. Er soll doch genau sagen, wo das geschehen ist, und dann kann man das mit den Aufnahmen aus seiner Kamera vergleichen und mit den Angaben der Polizei, die zu einem der Tierschützer AUSSERHALB des Gatters hingefahren ist. Wie kam der Tierschützer aus dem Gatter hinaus, wenn Mayr-Melnhof ihn innerhalb angegriffen und zu Boden gerungen haben will? Wären das nicht alles sehr interessante Fragen, die dieser Sache objektiv auf den Grund gehen würden?

Nein, Sie hatten ja einen Auftrag. Sie wollten Gatterjägermeister Mayr-Melnhof nur positiv darstellen. Sie wollten ja von seinen Gewalttaten ablenken. Warum eigentlich? Haben Sie dafür Geld bekommen oder reicht es dafür heute schon, von einer Person, die sich gerne Baron nennen würde, wenn es nur erlaubt wäre, hofieren und auf ein Schloss einladen zu lassen?

Ist es wirklich so schwer, die doch so lächerlich oberflächliche Maskerade des Herrn Max Mayr-Melnhof, Gatterjäger und Gewalttäter, zu durchschauen?

Eines noch: Sie geben (absichtlich?) die Position des VGT völlig falsch wieder. Wir sind nicht dafür, dass der Gatterzaun einfach entfernt wird. Wir wollen, dass die Auflösung des Gatters genauso vonstatten geht, wie im Lainzer Tiergarten in Wien, wo wir das genau beobachten. Wir wollen, dass zuerst der Besatz an Wildschweinen und an nicht-autochthonen Damhirschen auf ein naturverträgliches Mass reduziert wird, sodass der Besatz innen wie außen gleich ist. Wie z.B. in der Weitwörther Au, direkt nördlich vom Jagdgatter. Dort wird eine vernünftige Ökojagd betrieben. Und, laufen die Wildschweine dort auf die Straßen, vor den Zug oder in die Felder? Wenn nicht in Weitwörth, warum sollte es dann in Anthering anders sein? Wäre das nicht auch eine spannende Frage gewesen?

Mit freundlichen Grüßen,